Pünktlich zum Bad Brückenauer Stadtfest ist der „Rhönexpress“ Bahnradweg eingeweiht worden, der auf den 26 Kilometern zwischen Jossa und Wildflecken an die längst stillgelegte Sinntalbahn erinnern möchte.
Vor drei Jahren fand ich die Bahnstrecke wie auf dem Foto gezeigt vor, jetzt ist sie mit frischem Asphalt für die Radfahrer präpariert.
Anhand der Aufzeichnungen zur Familiengeschichte blicke ich auf die Geschichte der Bahnstrecke zurück.
Ersehnte Bahnstrecke
Eröffnet wurde die Bahnstrecke von Jossa nach Bad Brückenau am 9. Oktober 1891, für viele zu spät, da sie für den wirtschaftlichen Aufschwung lange vorher ersehnt wurde. Der Ururgroßvater Joseph Dunkel machte seiner Enttäuschung über die Bahnplanungen in Versen Luft, die er 1879 im Vorjahr begründeten Brückenauer Anzeiger veröffentlichte:
Das Maintal, erst schon Wasserstraße,
durchbraust längst stündlich laut der Dampf.
So gab man auch der kleinen Wern
gleich nebenan die Bahn recht gern.
Damit das Saalthal Dampf durchrase,
das gab schon einen härt’ren Kampf.-
Und dir, o Sinn! – Dir armen Rhön!
Euch gab man nichts! – Ist’s recht? – Ist’s schön?
U.A.W.G. (Um Antwort wird gebeten!)
Erweiterung der Sinntalbahn nach Wildflecken
Sein Sohn Luitpold Dunkel durfte nicht nur die Eröffnung der Bahnstrecke bis Bad Brückenau 1891 erleben, sondern die für Römershag bedeutsamere Erweiterung bis Wildflecken 1908. Bereits 1906 wurde das stille obere Sinntal von einer lauten Geschäftigkeit heimgesucht. Der Bau der Eisenbahn Brückenau-Wildflecken hatte begonnen und viele Bautrupps durchzogen Römershag oder zechten beim „Breitenbach“. Auch Fremdarbeiter, Italiener, waren darunter. Für die Schneidmühle brachte der Bahnhof Römershag eine Frachterleichterung.
Die erhoffte wirtschaftliche Ausnutzung der Eisenbahnstrecke Brückenau-Wildflecken blieb aus. Aufschwung, Arbeitsplätze und Verdienste im eigentlichen Sinne, brachte die Nebenlinie nur dem Basaltwerk in Oberriedenberg, das mit Großaufträgen aus Holland gut ausgelastet war. Die Geschäftswelt in Brückenau und im oberen Sinngrund, die die Verkehrsschließung letztlich mit gewissen Hoffnungen begrüßte, sah sich in ihren Erwartungen enttäuscht.
Verbindung der Kurbäder
Aus der Geschäftswelt kam deshalb ein weitgehender interessanter Vorschlag. Mit einer Eisenbahnverbindung sollten die einzelnen, teilweise erst im Aufbau befindlichen Rhönbadeorte untereinander näher gerückt und dem Kurgast die Benutzung der Einrichtungen verschiedener Badeorte und deren Heilquellen ermöglicht werden. Eine ähnliche Anregung war schon einmal nämlich in den 80-er Jahren, diskutiert worden. Damals dachte man an den Bau einer Schmalspurbahn von Bad Brückenau nach Bad Kissingen. Die Trassenführung sah vor, dass die Steigungen, die bei der Überwindung der Rhöner Bergkuppen nicht zu umgehen waren, mit eleganten Windungen allmählich erreicht und dabei möglichst viele Ortschaften, Höfe und Weiler berührt wurden. Diese Planung fand bei der Bayrischen Eisenbahnverwaltung keinerlei Unterstützung.
Das Eisenbahnkomitee der Bezirke Brückenau und Kissingen unter Vorsitz des Brückenauer Beigeordneten Josef Löhmer arbeitete 1912 eifrig an dem Vorschlag einer Kurbäder-Verbindung. Für Josef Löhmer arbeitete Luitpold Dunkel eine zweckmäßige Trassenführung aus. Dabei fand er heraus, dass auf Grund der Höhenknoten eine Gleisverlegung an der Tangente der Mettermich Vorteile bot und dort auf Dunkel’schem Besitz eine Verladestation für Vieh und landwirtschaftliche Erzeugnisse gebaut werden konnte. Das entsprechende Aufkommen war gegeben durch den großen Einraffshof, den Pilsterhof und die Gemeinden Mitgenfeld und Breitenbach. Leider wurde die eingerichtete Petition bei der Beratung der Lokalbahnvorlage im Plenum nicht berücksichtigt, weil sie nicht fristgemäß in den Einlauf der Kammer gelangt war. Schließlich machte der 1. Weltkrieg und dessen Auswirkungen alle derartigen Pläne zunichte.
Mit dem Hochrad über den Rhönexpress Bahnradweg?
Joseph Dunkel hätte der heutige Bahnradweg gefallen und sicher hätte er auch darauf sich einen Reim und uns seine Verse gemacht. In den 60er Jahren des 19. Jahrhunderts kamen die Hochräder in Mode und Joseph Dunkel war einer der ersten im Sinngrund, der sich ein solches Gefährt zulegte. Auf der ebenen Strecke zwischen Römershag und Brückenau soll er mit großem Vergnügen geradelt sein. Sicherlich sah er darin neben dem Spaß auch den Nutzen für seine Ausflüge nach Brückenau. Das Vergnügen wäre auf der neu asphaltierten Strecke des Bahnradwegs sicher noch größer. Das Hochrad blieb über 100 Jahre in der Familie, bis es Hilda Dunkel 1974 an Stadtrat Josef Huppmann (+ 1988) verkaufte, dessen Nachfahren es bis heute in Ehren halten. Vielleicht findet es ja auch einmal den Weg auf den Rhönexpress-Bahnradweg.